Gemeinnütziger Verein "Take my hand e.V."
Hilfe für Waisenkinder in postsowjetischen Staaten
Im vorigen Blogartikel haben wir darüber geschrieben, wie wichtig es für jedes Kind ist, eine Bindungsperson zu haben. In der Regel ist das die Mutter oder der Vater des Kindes. Besteht keine enge Familienbeziehung, kann auch die geliebte Großmutter oder ein anderer Verwandter zur Bindungsperson werden. Doch welche Auswirkungen und psychische Folgen hat es für ein Kind, wenn es ohne solche vertrauten Personen in einem Kinderheim aufwächst?
Ein Kinderheim ist eine Einrichtung, die Kindern und Jugendlichen ein Zuhause und Betreuung bietet, wenn sie aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren biologischen Eltern oder Familienangehörigen leben können. Diese Gründe können vielfältig sein, darunter Vernachlässigung, Misshandlung, finanzielle Schwierigkeiten der Eltern oder das Fehlen von Erziehungsberechtigten aufgrund von Tod oder anderen Umständen.
Ein Kind in einem Kinderheim erhält in der Regel Unterkunft, Verpflegung, Bildung und psychosoziale Betreuung durch qualifizierten Fachkräfte. Doch kann dies tatsächlich die Beziehung ersetzen, die Bindungspersonen in einer Familie bieten?
Kinder in postsowjetischen Kinderheimen haben in der Regel keine individuellen Bezugspersonen. Das Personal in den Heimen - Erzieherinnen, Pflegerinnen - wechselt ständig und arbeitet nach einem festen Zeitplan. Das Kind sieht viele Erwachsene um sich herum. Aber es gibt niemanden, zu dem es jederzeit mit seinem Kummer kommen kann und bei dem es sich geborgen fühlt.
Psychologen vergleichen den Stresspegel eines Kindes in einer solchen Situation mit dem eines Menschen, der unter Beschuss steht. Das heißt, das Kind erlebt jeden Tag eine unerträgliche emotionale Belastung.
Dies wirkt sich auch auf die Entwicklung aus: Kinder in Kinderheimen wachsen oft langsamer und bleiben im Vergleich zu ihren Altersgenossen in vielerlei Hinsicht zurück. Es bleibt zu wenig Kraft für das Wachstum - alle Energie wird für die Stressbewältigung aufgewendet.
Daher ist es wichtig, nach geeigneten langfristigen Lösungen für das Kind aus dem Kinderheim zu suchen, wie z.B. eine mögliche Rückkehr in die leibliche Familie, eine Pflegefamilie oder eine Adoption.
Es kommt nicht selten vor, dass nach der Aufnahme eines Waisenkindes in eine Pflegefamilie ein Wunder geschieht. Pflegekinder bekommen oft einen Wachstumsschub, sie holen auf und wachsen in kurzer Zeit um einige Größen. Wie eine Blume, die nach langer Trockenheit vom Regen reichlich bewässert wurde, blühen sie auf.
Aus verschiedenen Gründen ist es jedoch leider nicht immer möglich, ein Waisenkind zu adoptieren oder in einer Pflegefamilie unterzubringen. Eine Alternative für eine Bindungsperson könnte dann eine individuelle Mentoren-Beziehung sein.
Mit unserem Projekt "Mentoren für ukrainische Waisenkinder" suchen wir Bindungspersonen für Waisenkinder in evakuierten ukrainischen Kinderheimen in Deutschland. Als Mentor*in besucht man das Kind regelmäßig im Kinderheim, verbringt eine schöne Zeit mit ihm und baut eine liebevolle und respektvolle Beziehung zu seinem Mentee auf. Eine solche Freundschaft kann für das Kind zu einer echten Kraftquelle werden.
- Warum jedes Kind eine Bindungsperson braucht
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